Multimediainitiative der Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin, 26.02.2002
Im Rahmen des sich zuspitzenden globalen Wettbewerbs um höchste Forschungsleistungen und effiziente Formen der Wissensvermittlung gilt es als unbestritten, dass der Einsatz neuer Lehr- und Lernangebote unter Anwendung der modernsten Methoden der Informations- und Kommunikationstechnologie unabdingbar geworden ist. Die multimediale Aufbereitung und Präsentation von Lehrinhalten durch die Verknüpfung unterschiedlicher digitaler Medien wird dabei zum einen als eine Ergänzung herkömmlicher Lehre angesehen und zum anderen eröffnet sie neue Möglichkeiten, die vor allem in der orts- und zeitunabhängigen Darbietung von Lehrinhalten liegen können. Damit werden sowohl Komponenten der vielfach in der Diskussion befindlichen so genannten virtuellen Universität als auch Lösungsansätze für die Weiterbildung oder das "lebenslange Lernen" angesprochen.
Um die Universität im nationalen und internationalen Kontext im Bereich multimedialer Unterstützung der Lehre wettbewerbsfähig zu machen, werden aufeinander abgestimmte Schritte, die ein klares Engagement der Universitätsleitung und der Fakultäten erfordern, gesehen:
- Aufbau eines Multimedia-Lehr- und -Lernzentrums zur internen Schulung der Lehrenden, von den Hochschullehrern bis zu den Tutoren und als Kompetenzzentrum für dezentrale Multimediaprojekte
Mit Unterstützung des Hochschulwissenschaftsprogramms IV
beabsichtigt die Universität, im Sinne einer strukturellen Maßnahme die
Basis dafür zu schaffen, die Medienkompetenz im Zusammenspiel der
einzelnen Struktureinheiten sowohl seitens der Studierenden als auch
seitens der Lehrenden zu entwickeln und in der Universität breit zu
verteilen. Das Multimedia-Lehr- und -Lernzentrum soll in enger
Zusammenarbeit mit den Instituten der Universität arbeiten, an dort
entstehenden multimedialen Lehrmaterialien mitwirken und gleichzeitig
die Lehrenden und studentischen Tutoren für den Einsatz von
Multimedia-Applikationen in den einzelnen Studiengängen qualifizieren.
Mit der Inbetriebnahme des Informations- und Kommunikationszentrums in
Adlershof wird das MM-Zentrum dort seinen Hauptsitz haben und damit
günstige technische Voraussetzungen vorfinden. Bis zum Neubau der
Universitätsbibliothek und des Nebenstandortes des Rechenzentrums in
Berlin-Mitte wird von dort aus auch der Standort Berlin-Mitte versorgt.
Es werden zwei zunächst befristete Wissenschaftlerstellen geschaffen,
die im Rechenzentrum angesiedelt werden. Zur Unterstützung der
Institute sollen im Verlauf des Jahres fünf Tutorenstellen eingerichtet
werden.
Alle Institute der Universität sind zur aktiven Zusammenarbeit mit dem
Kompetenzzentrum aufgerufen und werden gebeten, ihr spezielles Wissen,
Erfahrungen und bereits multimedial aufbereitete Materialien
einzubringen.
Bereitschaftserklärungen zur Mitarbeit liegen bereits von dem Institut
für Informatik, dem Institut für Bibliothekswissenschaft, dem
Kunstgeschichtlichen Seminar, der Abteilung Pädagogik und Informatik
und dem Helmholtz-Zentrum vor.
- Die Humboldt-Universität fördert auch im Jahr 2002 den Einsatz digitaler Multimediatechnik und insbesondere die Entwicklung von multimedialen Lehrinhalten. Dazu wurde ein Programm mit einem Gesamtvolumen von 250.000 € aufgelegt.
Gefördert werden Projekte, die nachhaltig durch den Einsatz der
multimedialen Technik einzelne Lehrveranstaltungen, die Lehre eines
Studienganges oder einer Fakultät verbessern bzw. innovative
Forschungsanwendungen darstellen. Durch die Förderung sollen
Lehrinhalte multimedial aufbereitet werden, um sie vorrangig im Netz
zur Verfügung zu stellen, und geeignete Geräte bzw. Software beschafft
werden. Die Mitwirkung in der interdisziplinären Arbeitsgruppe
"Multimedia" der HU wird erwartet. Die Ergebnisse der Projekte sind
über den Medienserver der HU (siehe Punkt 4) zu dokumentieren.
Eingebettet in konzeptionelle Lösungen zur Verbesserung der Lehre
können innerhalb dieser Projekte auch einzelne Hörsäle, die einzelnen
Instituten/Fakultäten zugeordnet sind, unter den Voraussetzungen einer
übergreifenden Nutzungsmöglichkeit und der Benennung von
Verantwortlichkeiten in der Betreuung mit hochwertigen
Präsentationsmöglichkeiten ausgestattet werden. Die ausschließliche
Beschaffung einzelner Beamer oder Notebooks wird nicht gefördert.
In den Förderanträgen sind die Projektziele zu beschreiben und die
einzelnen Arbeitsabschnitte nachprüfbar anzugeben. Bei der
Antragstellung sind die Vorgaben der Medienkommisson und das
entsprechende Formblatt zu beachten. (siehe: http://gremien.hu-berlin.de/mk/) Die Beantragung
muss im Übereinstimmung mit der gültigen DV-Konzeption des
Institutes/der Fakultät bzw. mit einem gesonderten Multimedia-Konzept
erfolgen.
Die maximale Fördersumme beträgt 30.000 €. Es können Sachmittel für
die Beschaffung von Geräten und Software sowie Mittel für studentische
Hilfskräfte, die jedoch einen Betrag von 10.000 € nicht überschreiten
dürfen, beantragt werden. Zugewiesene Sachmittel sollten im Jahr 2002
ausgegeben werden. Mittel für studentische Hilfskräfte können nur für
maximal 12 Monate zur Verfügung gestellt werden.
Anträge können bis zum 31.05.2002 an die Geschäftstelle der
Medienkommission (c/o Rechenzentrum der Humboldt-Universität, Unter den
Linden 6 bzw. rz-office@rz.hu-berlin.de)
gestellt werden. Bei Rückfragen zu diesem Programm wenden Sie sich
bitte an Herrn Uwe Pirr (Tel: 2093-2666 bzw. pirr@rz.hu-berlin.de) oder an
den Direktor des Rechenzentrums, Herrn Dr. Peter Schirmbacher (Tel:
2093-2261 bzw. schirmbacher@rz.hu-berlin.de).
Die Anträge werden durch die Medienkommission unter Beteiligung der
Kommission für Studium und Lehre (LSK) geprüft und entsprechende
Priorisierungen vorgenommen.
- Ab sofort wird allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
der Humboldt-Universität angeboten, ihre wissenschaftlichen Dokumente
auf dem Dokumenten- und Publikationsserver der Universität elektronisch
zu publizieren.
http://edoc.hu-berlin.de
Im Rahmen eines Gemeinschaftsangebotes von Rechenzentrum und
Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität werden
wissenschaftliche Dokumente von hoher Relevanz unter Einhaltung von
Qualitätsstandards des Internets für Forschung und Lehre
bereitgestellt. Die elektronischen Dokumente erhalten dauerhafte
Adressen und werden über nationale und internationale
Bibliothekskataloge, Suchmaschinen sowie andere Nachweisinstrumente
erschlossen. Der Dokumenten- und Publikationsserver bietet durch
besondere Maßnahmen wie digitale Signaturen und Zeitstempel einen
Schutz gegen Verfälschungen. Darüber hinaus wird eine
Langzeitarchivierung der elektronischen Dokumente gewährleistet.
Der Betrieb und die Weiterentwicklung des Dokumenten- und
Publikationsservers sind eingebunden in nationale und internationale
Initiativen und Projekte wie die "Open Archives Initiative"
(OAI)i oder die "Networked Digital
Library of Theses and Dissertations" (NDLTD)ii .
Die Urheberrechte der Autorinnen und Autoren bleiben gewahrt. Die
Veröffentlichung auf dem Dokumenten- und Publikationsserver steht einer
weiteren Veröffentlichung der Dokumente in Fachzeitschriften oder
Monographien sowie auf anderen Servern nicht entgegen. Gemäß den
Empfehlungen des Wissenschaftsrats werden alle Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Humboldt-Universität aufgefordert, sich beim
Abschluss von Verlagsverträgen ein entsprechendes weiteres
Nutzungsrecht zu sichern und die von ihnen verfassten Dokumente
zusätzlich – eventuell nach einer Sperrfrist – auf dem Dokumentenserver
zu veröffentlichen.iii
- Aufbau eines Systems universitätsübergreifender Medienserver zum Management und zur Realisierung des Retrievals in multimedialen Lehrinhalten der Universität
Aufzubauen ist ein System von Servern mit einem geeigneten Management zur Verwaltung und einem leistungsfähigen Retrieval von Texten, Bildern, Audiodateien, Videos, Animationen u. ä. Die unterschiedlichsten im Rahmen von komplexen Lehrmodulen entstehenden digitalen Medien sollen so auf der Basis einer einheitlichen Policy verwaltet werden und unterschiedliche Szenarien realisieren:
- Schaffung eines über das WWW nutzbaren Frontends für eine einheitliche Sicht auf multimediale Dokumente (Recherche, Archiv)
- Entwicklerwerkzeug für die Entwicklung multimedialer Lehreinheiten
- Bereitstellung von multimedialen Lerneinheiten für die Nutzung innerhalb der Universität (Leistungsfähiger Medienserver, Videoserver für hohe Anforderungen)
- Bereitstellung von multimedialen Lerneinheiten für die Nutzung außerhalb des Universitätsnetzes (Berücksichtigung schmalerer Bandbreiten, Skalierbarkeit der Medien)
Die Koordination für die Schaffung eines solchen Systems liegt in der Multimedia-Abteilung des Rechenzentrums. Eine entsprechende europaweite Ausschreibung für die Beschaffung des Basissystems ist in unmittelbarer Vorbereitung.
i http://www.openarchives.org
ii http://www.ndltd.org
iii Empfehlungen zur digitalen
Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken. Hrsg. v.
Wissenschaftsrat, Greifswald 13. Juli 2001, www.wissenschaftsrat.de/texte/4935-01.pdf
(10.12.2001), S. 26